13. Mai 2010 | trans4mer | Leave a comment Wenn es so trostlos aussieht draussen, wie an dieser Auffahrt, dann bietet es sich ja regelrecht an, ein paar Gedanken nieder zu schrieben. Die Zeiten sind turbulent, da geht mir einiges durch den Kopf. Am 8. Mai waren es 65 Jahre, dass Deutschland kapitulierte. Ich habe in den letzten Tagen ein paar interessante Zeitdokumente dazu gesehen. Dabei ist mir aufgefallen, wie unverarbeitet vieles heute noch ist. Was das deutsche Volk an Dehmütigungen durchgemacht hat, ist unsäglich. Wer wollte denn schon, als kultiviertes Volk, in so einen Horror hineingeraten? Und schuldig ist dabei jeder geworden, ob er wollte oder nicht. Dass man nach diesem Alptraum nicht mehr zurück schauen wollte, und nur noch vorwärts schaute, dass da sehr viel verdrängt wurde, das kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn ich schon nur an die kleinen Konflicktchen denke, die ich etwa erlebe, und wie es da läuft, wenn niemand sehr bewusst Gegensteuer gibt. Mit den 68-zigern hat dann die Generation nach dem Krieg rebelliert. Sie haben alles in Frage gestellt, und ich habe mich schon oft gefragt, warum denn die Eltern so sprachlos waren. Das hatte viel mehr mit dem Krieg und dessen nicht Verarbeitung zu tun, als wir uns bewusst sind. Die Eltern waren hilflos. Sie haben ja die gleichen Fragen, die jetzt ihre Jungen hatten, auch nicht beantwortet, sondern verdrängt. Sie wollten nur noch raus aus dem Elend, und nicht mehr daran denken, was den schief gelaufen war, ändern konnte man es ja doch nicht mehr. Und sie waren mehr als frustriert, was aus Begriffen wie Wahrheit, Treue, Autorität, Idendität, Familie, um nur einige zentrale zu nennen, gemacht worden war. Die Flucht in den Materialismus war nach all dem Missbrauch, den sie erlebt hatten, und den Jahren mit Lebensmittelkarten schon fast eine logische Folge. So fand viel zu wenig Dialog statt, es kam nicht zu Aufarbeitung, und schon garnicht zu Vergebung, der Voraussetzung für Respekt und Achtung zwischen den Generationen. Junge Rebellen Heute ist diese Generation an der Macht. Viele sind immer noch verbissene Rebellen, auch wenn – nüchtern betrachtet – ihre Trotzreaktionen längst zu verheerenden Resultaten geführt haben: Ueberall wird mehr gefordert als geleistet. Wir laden dem Staat mehr und mehr Aufgaben auf, damit sich das Individuum unbelastet entfalten kann, und sind längst viel egozentriertere Materialisten geworden, als das unsere Eltern waren. Dass wir damit weitgehend auf Kosten unserer Kinder leben, konnten wir bisher einigermassen erfolgreich ausblenden. Der Bruch zwischen den Generationen trägt Früchte, und vertieft sich. Kapitulation Praktisch auf den Tag genau 65 Jahre nach der Unterschrift der Kapitulation, wird in Europa das 750 000 000 000 Euro Packet geschnürt, um den Euro zu retten. Das ist auch eine Kapitulation. So verdrängt man Probleme, so belastet man die Beziehungen der Generationen. Geld löst keine Probleme, Geld bringt die Probleme nur an den Tag. Man könnte dem Hilfspacket auch noch ein paar Nullen mehr anfügen, das löst keines unserer Probleme. Es ist höchste Zeit, die Pedale wieder zu finden! Ich habe in den letzten Tagen eine alte Handskizze eines Freundes zu Gesicht gekommen. Die hat Bände zu mir gesprochen. Wie wahr! Wir sind in unserem Mikrokosmos der Beziehungen in den letzten Jahren auf verschiedenen Ebenen genau durch diese Prozesse gegangen. Pseudogemeinschaften – oder soll ich sie Schönwettergemeinschaften nennen? – rutschten in Krisen, ins Chaos. Das Resultat: Kartenhäuser stürzen ein, Fassaden fallen, man fühlt sich leer, übergangen, blosgestellt, enttäuscht. Am Ende der Täuschung anzukommen ist das Beste, was uns passieren kann, aber es ist ein Ort des Schmerzes, der Ernüchterung, alles andere als komfortabel! Und hier weichen wir häufig aus, suchen uns andere Freunde, was ja nicht immer falsch ist, aber für die Gemeinschaft natürlich das Ende. Wer aber aus diesem Loch zu aufrichtigen Abmachungen, zu einer gesunden Selbsteinschätzung, zur gegenseitigen Achtung findet, ist auf dem besten Weg in eine explosive, freisetzende Gemeinschaft. Von Innen nach Aussen Und warum komme ich jetzt mit meinem Mikrokosmos? Weil ich zutiefst überzeugt bin, dass grundsätzlich im Grossen genau das gleiche gilt, wie im Kleinen. Wir sind Meister darin geworden, unsere Probleme hinter Stapeln von Paragrafen zu verstecken, und verlohren dadurch das Augenmass, den gesunden Menschenverstand. Was wir heute im Kleinen wie im Grossen brauchen? Versöhnung mit unserer Geschichte, und zwischen den Generationen, sonst verlieren wir den Reichtum unserer Vergangenheit vollständig. Eine vorbehaltlose Rückbesinnung auf das, was sich über Generationen bewährt hat. Gemachte Fehler eingestehen, den Problemen in die Augen schauen, auch wenn es noch so weh tut. Zurück zur Einfachheit. Das Leben ist nicht so kompliziert, aber manchmal hart! Glauben wir nicht mehr an Staat oder Geld, sondern werden wir wieder bereit, die Konsequenzen unseres Handelns zu tragen. Je mehr wir als Individuen, Gemeinschaften und Völker in diesen Dingen wachsen, je besser wird es uns auch gelingen, uns als Individuen, Gemeinschaften und Völker zu achten. Und Deutschland möchte ich sagen: Steh auf! Werde Dir bewusst, was Du für Stärken hast. Erlaube keine Tabus mehr. Steh zu Deiner Vergangenheit, im Positiven, wie im Negativen. Aber versuche nicht länger, Dinge wieder gut zu machen, das geht nicht. Entscheide Dich einfach, Deine Stärken zum Wohl der Völkergemeinschaft einzusetzen, und erlaube es Deinen Freunden, Dich zu brensen, wenn Dein Ehrgeiz mit Dir durchbrennen will. Das gilt natürlich genauso für alle anderen Nationen. So ein Artikel ist eigentlich nie fertig, und zu jedem Abschnitt liesse sich noch viel mehr sagen. Noch kurz drei Dinge: Ich bin Schweizer Es gibt noch ein grösseres Bild: Wenn wir den Schöpfer als Gegenüber akzeptieren, und auch hier weder verdrängen noch rebellieren, fällt es uns auch weniger schwer, unsere Identität als Menschen und Gemeinschaften zu finden. Ohne Du kein Ich. Es muss nicht sein, dass Europa weiter im Nebel herum irrt, wir können auf allen Ebenen Schritte einleiten, die zu mehr Sicht führen.